jueves, 23 de octubre de 2008

Einfach nur San Carlos...

Meine letzte Woche ist angebrochen... Und ich weiss jetzt schon dass ich meine zweite Heimat sehr vermissen werde! Am schoensten ist San Carlos, wenn die Sonne gerade anfaengt unter zu gehen und alles in einer wunderschoenen rot-gelb-gold-orangenen Ton faerbt. So wie auf dem Foto...

Meine Parallelstrasse ist seit ein paar Tagen fertig gepflastert! Koennt ihr euch vorstellen, sich ueber sowas zu freuen?! Hier schon, und ich freu mich, denn bald ist auch meine Strasse dran :)

Die frischen Tortillas von gegenueber sind soooo lecker, vorallem mit Cuajada (broeseligem Frischkaese). Und am besten gerade eben vom Feuer genommen!


Die vielen Reisefuehrer, in denen San Carlos hoechstens als Weiterreisepunkt fuer Touren nach El Castillo dargestellt wird und als haesslich und trist beschrieben, sind entweder veraltet, oder der Verfasser hat kein Auge fuer Schoenes. Denn San Carlos ist definitiv nicht haesslich, weder trist. Allerdings ist viel davon anscheinend wirklich erst in den letzten Jahren passiert. Die Haeuser sind bunt gestrichen und das komplette Zentrum gepflastert. Der Malecon und der Park vor der Iglesia Catolica sind sauber und laden zum verweilen (lol) ein. Aber am liebsten sitze ich auf dem Mirador, dem Aussichtspunkt mit den 3 Kanonen und schau ueber den Lago oder bin einfach nur mit meinen Freunden zusammen.

Bald sind Wahlen. Die amtierende Buergermeisterin Marisol McRea hat ganze Arbeit geleistet waehrend ihrer Amtsperiode, und die San Carleños wissen das zu schaetzen. Allerdings aendert sich die positive Einstellung dem Rathaus gegenueber, je weiter man in die Comunidades faehrt. Dort fuehlen sich die Einwohner vergessen und vernachlaessigt, und sehen San Carlos als extrem bevorzugt an. Und wenn man sich die Comunidades ansieht, muss man ihnen Recht geben. Oft fehlt sogar noch Zugang zu sauberem Wasser, von gepflasterten Strassen erst gar nicht zu Reden...

Lebensmittel sind teuer. Vor einem Jahr hat una "libra" Bohnen noch 3-4 Cordoba gekostet, heute sind es 10 (20 Cordoba sind 1$). Wenn sich heute jemand noch Bohnen leisten kann bedeutet das, dass er Geld hat. Ich esse bohnen ;) Trotzdem ist das Geld natuerlich knapp...


Die Marktfrauen beschweren sich, dass sie keinen Umsatz machen. Die Leute kaufen nur noch das noetigste. Reis. Und vielleicht Bohnen. Reis und Bohnen = Gallo Pinto. Der Reis wird erst angebraten, bevor er gekocht wird. Aber nicht mit Olivenoel, das ist zu teuer. Oel zum frittieren ist allgemein sehr gefragt, hier wird eigentlich alles frittiert. Vom Kaese ueber Bananen (aber nicht unsere Essbananen, sondern Kochbananen) bis zum Fleisch. Deswegen hab ich auch zugenommen :)

Fuer 3 Cordoba kann man mit der (einzigen) Ruta (Bus) von San Carls vom Zentrum aus bis zum Stadtende fahren. Das schoene an der Ruta ist, dass sie komplett bunt bemalt ist! Und das schoenste ist der betrunkene Frosch in der Haengematte hinten drauf :) Pura Vida! (Obwohl Pura Vida eigentlich aus Costa Rica kommt, und die Ticos moegen die Nicas genausowenig wie die Nicas die Ticos). Wenn ich mit einem Tico rede bemerkt er gleich dass ich Nica bin. Oder zumindest wie eine rede :)


Ich liebe es, durch den Markt zu laufen. Wenn da nicht der durchdringende, dumpfe, gammelige Geruch nach Nancite waere, denn Nancite pack ich ja mal ueberhaupt nicht! Ich glaube, dass ist die einzige Frucht, die ich hier kennen gelernt hab und nicht mag. Nur sind die Nicas irgendwie suechtig nach diesen kleinen gelben ekligen Dingern. Ich kann das gar nicht verstehen, erstens stinken sie, zweitens schmecken sie nur mehlig und drittens gibts da eh nich viel dran zu essen. Aber naja, ich muss sie ja nicht essen ;) Im Gegensatz dazu liebe ich Fresco de Pitaya. Pitaya sind leuchtend lila Fruechte, und wenn man sie kocht gibts leckeren Saft. Ausserdem Jocote Ñjomblon. Und Pijibay! Unbeschreiblich...

Managua - Granada - León



Mitte letzter Woche hab ich mir - diesmal allein - nochmal die grauenvoll lange und loechrige Strecke nach Managua (Hauptstadt Nicaraguas, 2 1/2 Millionen Einwohner) angetan. Meine Mitreisenden muessen mich fuer verrueckt gehalten haben, hab naemlich die kompletten 10Stunden durch gelesen, und das obwohl lesen, zu mindest auf der ersten Strecke bis Juigalpa, eigentlich unmoeglich ist ;) Und wir ihr auf dem Bild sehen koennt, kommt nicht immer jeder durch... Jedenfalls bin ich so gut angekommen und hatte das Glueck dass meine "Zwillingsschwester" Eu(nice) auch gerade nach Managua gefahren war und ich so mit ihr bei ihrer Tante wohnen konnte. Bin auch alleine heil dort angekommen, obwohl Managua fuer alle nicht-Managuaner der Inbegriff von Gefahr ist. Vor allem fuer Auslaender (Chelas) wie mich. Aber irgendwie, ich weiss auch nicht wie, macht mir sowas immer relativ wenig aus und auch die Ueberfall-, Unfall-, und Raubgeschichten vom Taxifahrer haben mir wenig Angst eingejagt. Vielleicht bin ich einfach verrueckt... Wahrscheinlich :)
Mein erster Eindruck von Managua war: gross, schmutzig, laut, gefaehrlich! Dazu kam, dass es ununterbrochen geregnet hat, da "una tormenta" gewuetet und fuer Ueberflutungen und Evakuierungen, hauptsaechlich an der Pazifikkueste, gesorgt hat. Im Gegensatz zu San Carlos gibt es riesige Einkaufszentren, Supermaerkte, Fast Food Ketten, halt alles, was es so in der "modernen" Welt gibt und ich in San Carlos absolut nicht vermisse... Verrueckte Busfahrer fahren verrueckte "Rutas", mit denen man ohne viel zu zahlen ueberall hinkommt, manche mit weniger und manche mit mehr Dieben. Ausserdem gibt es einige Universitaeten, private und staatliche. 3 habe ich von Innen kennengelernt und sogar die staatlichen sind relativ gut mit PCs, Bibliotheken und Laboren ausgestattet (wobei sich ein Student aus Deutschland ueber die Labore wahrscheinlich sehr amuesieren wuerde...).
Leicht ueberrascht war ich, als mich im Mercado Oriental, dem groessten Markt Zentralamerikas - wahrscheinlich so gross wie ganz San Carlos, jemand mit meinem Namen rief. Ich kann wohl nirgends, nichtmal in Managua anonym bleiben ;) (Ich war am Samstag mit einer Freundin in einem Dancehall/Soca Club, anscheinend hat sich da mein Name rumgesprochen)
Ansonsten versucht man, wenn man ueber so einen Markt laeuft, sich so weit wie moeglich von Fremden (Maennern) fern zu halten und am besten so wenig wie moeglich hinzuhoeren was sie einem nachrufen. Als dann einer gezielt und blitzschnell meine Hand von der Eu´s riss war ich doch kurz geschockt, aber zum Glueck kann ich schon wie eine Nica schimpfen (schimpfen is noch nett ausgedrueckt). NO JODAS JUEPUTA! hehe...
Nochmal geschimpft hab ich dann, aber nicht nur ich, als eine Frau (Bruja!) vorbei lief, mit ihrem vielleicht 8-jaehrigem Sohn hinter ihr, der mit einer riiieeeesen Fracht beladen war, die ganz offensichtlich extrem(!) schwer war, und ihn ankeifte: "Si te caes te pego!" (Wenn du faellst schlag ich dich). Ich bin ja schon fast dran gewoehnt (und das ist schon schlimm genug), dass Schlaege hier zu Erziehung dazu gehoeren (vorallem auf dem Land), aber es geht auch wirklich unmenschlich... Aber das mit der Erziehung ist sowieso ein anderes Thema....
Interessant (und sehr schlau) fand ich, dass im Mercado keine Polizisten oder sonstige Security eingesetzt wird, sondern Jungs, die im Mercado aufgewachsen sind und so jeden Winkel und jeden Ausgang kennen, um Diebe so erwischen zu koennen. Die jungen Maenner bekommen eine Ausbildung und werden natuerlich dafuer bezahlt, fuer (ein bisschen mehr) Sicherheit zu sorgen. Und nein, mir wurde nichts geklaut... (aber um vorzubeugen hab ich natuerlich meine Kamera nicht mitgenommen, deswegen gibts keine Fotos).

Weniger gefaehrlich und haesslich ist Granada! Am Freitag fuhr ich spontan mit Eu dorthin, und wieder schliefen wir bei einer Tante :) Die Stadt fand ich letztes Jahr schon so schoen, und dieses Mal konnte ich sie noch von oben bewundern. Von der Iglesia de la Merced aus hat man einen wunderschoenen Blick auf die kolonialen Haeuser mit ihren typische Patios (Hof), die 365 Islitas (Inselchen klingt sch.....) und die Vulkane, die Granada umgeben. Es ist viel ruhiger und sauberer als in Managua, und die bunten kolonialen Haeuser faszienierten mich total (vorallem im Gegensatz zum grauen Managua, das nach dem Terremoto (Erdbeben)´72 komplett zerstoert war und nie mehr seinen alten Glanz erreichte und erreichen wird). Nach einer Champa-Aehnlichen Party (nur in gross aber typisches Pelea-Ende) und 3 Stunden schlaf fuhren wir wieder zurueck nach Managua, was aufgrund der verrueckt schnell fahrenden Minibussen in nur 1h geht.

Und da ich León noch nicht kannte machten wir uns von Managua aus gleich weiter auf nach León. Die Fahrt dauert ein bisschen laenger, deswegen hatten wir leider nur ein paar Stunden, aber es immerhin dazu gereicht, die beruehmte Kathedrale ausfuehrlich(st) kennenzulernen und festzustellen, dass León auf den ersten Blick genauso aussieht wie Granada, nur heisser ;) Kein Wunder, ist auch die zweite koloniale Stadt Nicaraguas. Eigentlich war mal geplant aus Leon die Hauptstadt zu machen, hat aber nicht geklappt. Leider war nach 5 Fotos der Akku meiner Kamera entladen, aber zumindest koennt ihr ein Bild vom Dach der Kathedrale mit Eu sehen.

Die restliche Zeit in Managua habe ich genutzt, um mich mit Freunden zu treffen, die hier studieren und natuerlich dadurch auch neue Bekanntschaften gemacht. Der grosse Unterschied zu San Carlos ist, dass hier auch "Jugendliche" ueber 18 leben. Diese sind in San Carlos selten anzutreffen, weil ja alle nach Managua zum studieren ziehen. Jedenfalls diejenigen, die es sich leisten koennen. So hab ich dann Eu noch bei der Wahl ihres Studium geholfen (Traducciones ingleses - ich bin ja auch ihre Englischlehrerin hehe) und Nicas aus anderen Staedten kennengelernt. Unter anderem den ersten (und wird wahrscheinlich auch der letzte bleiben), der, im Gegensatz zu allen anderen streng katohlischen Nicas bzw Latinos, nicht getauft und religioes ist und sich wahnsinnig gefreut hat, zu erfahren, dass er nicht der einzige "Unglaeubige" auf der Welt ist und deswegen auch kein schlechterer Mensch. Aber das waere jetzt auch wieder ein Thema fuer sich...

viernes, 3 de octubre de 2008

Corn Islands - Encontramos el paraíso!!!



Jetzt kommt der Teil unserer Reise auf den ihr tierisch eifersuechtig sein duerft. Haha!

Aus Zeitgruenden haben wir uns erlaubt von Bluefields aus ein Flugzeug auf die Corn Islands zu nehmen, wobei uns auf den ersten Blick noch nicht ganz klar war ob dieses Flugzeug auch wirklich fliegen wuerde... Ueberraschenderweise wurden wir jedoch gesund und munter ueber den Atlantik geflogen und stiegen voller Vorfreude auf das jetzt doch wirklich erwartete Karibikfeeling aus. Gleich am ersten Tag wurden wir, am Strand herumspringend, von Julian/Paton/Bigfoot/Bambino (ein CornIsleño mit Riesenfuessen) aufgegabelt, der sich als Touristenfuehrer vorstellte und uns einen Teil der Insel zeigte. Netterweise nahm er uns auch gleich am Abend mit in eine Disco, die zu unserer grossen Freude am Strand lag und oh mein Gott dieser Sternenhimmel - wir konnten/wollten unseren Sinnen gar nicht glauben...

Praktischerweise hatte Grosser Fuss einen Bekannten mit einer schoenen neuen Unterkunft, die zufaellig auch direkt am Strand lag und die wir - weiblich wie wir sind - fuer den angenehmen Preis von...... (ihr wollts gar nich wissen ;) bekommen haben. (Falls jemand mal auf die Corn Islands kommt, wir geben die Adresse auch weiter :)

Grosser Fuss nahm uns am naechsten Tag in einer Nusschale an ein Riff -angeblich - englischer Piratenkanonen zum Schnorcheln mit (dies allerdings nicht mehr zu Traumpreisen...). Trotz Groessenproblemen der Schnorchelausruestung, Esthers wahnsinnig ausgepraegter Schwimmausdauer und einer kenternden Nussschale (wovon Maggi ueberhaupt nichts mitbekam weil sie die Fische interessanter fand) war es ein wunderschoenes und fischreiches Erlebnis!

Die Corn Isleños sind stark vom Langustenexport (nach Europa und in die USA) abhaengig, und wir bekamen die Moeglichkeit, den wirklich harten Arbeitstag eines Langustenfischers kennenzulernen. Um 5h morgens standen wir auf und fuhren ca 1h lang aufs Meer raus. Dort werden mittels GPS die genauen Standpunkte lokalisiert, an denen die Fischer (einer haette einen netten Piraten bei Fluch der Karibik spielen koennen :) ihre jeweiligen Langustenfischholzkisten ca. 10 Tage vorher das letzte Mal ueber Bord warfen, um diese mit einer Art Anker wieder vom Meeresgrund zu hiefen. Dazu werden 3-4 starke Maenner benoetigt (die Dinger wiegen wohl einiges) und jedesmal aufs Neue hofft der Kapitaen (unserer in diesem Fall laut fluchend) auf so viele Langusten wie moeglich. Das mit dem Anker muss manchmal wiederholt werden weil die Kisten nicht so wollen, und auch die Langustenanzahl entspricht wohl oftmals nicht den Erwartungen, sodass noch lauter geflucht wird ;) Zum Glueck hatten wir einen relativ guten Langustentag erwischt, sonst waeren wir womoeglich noch dafuer verantwortlich gemacht worden, und die 8h auf dem Meer waren doch nicht ohne... Am Abend durften wir dann noch eine, mit von "uns" gefischten Langusten zubereitete Suppe probieren. Die Corn Isleños selbst essen diese wohl recht selten weil Langusten eine teure Angelegenheit sind (obwohl durchaus viel Geld ueber/um/durch die Insel durch den Kokainhandel aus/ueber/nach ganz Amerika verkehrt, wie uns ganz nebenbei erzaehlt wurde...).

Aus irgendeinem unerklaerlichen bloeden Grund fingen wir beide eines Nachts an zu fraenggeln! Dieser Fluch begleitete uns letztendlich bis nach Managua, wobei wir eine ganze Woche auf den Corn Islands blieben (weils einfach zuuuuu schoooeeen war :), und middlerweile simma subba drenierd im fraenggeln, aa wenns dodal grauenvoll is... Des nur so am Rande, aber es ghoerd einfach mid in den Reiseberichd :D

Diese besagte Woche haben wir hauptsaechlich damit verbracht:
- uns zu braeunen (Esther natuerlich NUR im Schatten und mit Lichtschutzfaktor 100--> Papa ;)
- uns von netten Inselbewohnern inseltypisch bekochen zu lassen (wobei der Oma erzaehlt wurde, dass das Essen fuer einen Freund im Gefaengis bestimmt ist, weil die Oma Weissen aufgrund der Conquistadores und Sklavenzeit immer noch schlecht gesinnt ist...)
- Fotos zu machen, um unsere lieben Daheimgebliebenen schoen eifersuechtig zu machen )
- die komplette Insel, dh Traumstraende, Dschungel (nachts in Flip Flops am liebsten!), Riffe und Clubs zu erkunden
- jeden morgen ein "leichtes" (wie es hier genannt wird) Fruehstueck zu uns zu nehmen, bestehend aus: Gallo Pinto, Eiern, Avocado, frittiertem Kaese, frittierten Kochbananen, Pan de Coco und frischem Fresco. Sehr leicht und sehr lecker :)

Wir denken Bilder sagen mehr als tausend Worte, trotzdem noch ein paar abschliessende Saetze bzw Dinge, die wir gelernt haben:
- IMMER mindestens 3mal nach Auskuenften aller Art, besonders nach Abfahrtszeiten, fragen! Damit man schliesslich voellig verwirrt mindestens 3 verschieden Angaben hat und gar nicht mehr weiss was man glauben soll... So kommt man immer gut an seinem Ziel an!
- immer VORHER nach dem Preis, egal fuer was, fragen. Im Nachhinein gibts sonst unangenehme Ueberraschungen unsererseits oder Enttaeuschung Nicaseits
- es gibt generell 2 verschiedene Preiskategorien: die fuer Nicas und die fuer Extranjeros. Die fuer Extranjeros belaeuft sich normalerweise auf das doppelte...
- das Cheladasein bietet aber auch durchaus Vorteile: vorallem auf den Corn Islands sind die Touristen als Geldquelle hochgeschaetzt und sollen so auf keinen Fall veraergert werden, sondern hochzufrieden und mit dem Gefuehl, gastfreundlich und zuvorkommend behandelt zu werden, wieder abreisen ;)
- wenn man mit Einwohnern unterwegs ist hat man den grossen Vorteil, bevor man in ein Taxi steigt, zu wissen, welcher Taxifahrer vertrauenswuerdig ist und welcher nicht. Wir hatten diesen Vorteil und uns ist nichts passiert (tranquilo Papa...)







jueves, 2 de octubre de 2008

Costa Caribeña - Bluefields y Laguna de Perlas

Am 17.09. bin ich mit Esther, von der ich schon erzaehlt hatte, losgezogen, um die Karibikkueste Nicaraguas zu erkunden. Deswegen werden wir diesen Blogeintrag jetzt auch zusammen schreiben. Um an die Kueste zu gelangen muss man sich erstmal 8h lang in einen von den hier gebraeuchlichen gelben, von den USA netterweise ausrangierten alten Schulbussen setzen und versuchen seinen Kopf der Scheibe fernzuhalten - sonst gibts naemlich Schlaege (Maggi hat mehr abbekommen weil sie am Fenster sass). Soll heissen: die Strasse ist - ganz ehrlichgesagt - in nicht ganz so gutem bis scheiss Zustand! Begleitet von super Rancheramusik (sowas wie Schlager bei uns) oder auch manchmal fast so gutem Techno sind wir dann in El Rama, unserem ersten Etappenziel angekommen. Da wars aber schon dunkel und wir hatten auch keine Lust mehr irgendwas anzuschauen (ausserdem gibts da glauben wir auch nix zum anschaun), deswegen waren wir einfach mit zwei billigen Betten und 2 Teller Frito (Huehnchen mit frischen Bananenchips, Tajadas und Krautsalat: einfaches Strassenverkaufessen) zufrieden. Nachts bekam Esther von Maggi noch einen gratis Dancehall-Theorie-Kurs (von Riddims ueber Soundsystem bis Dubplate...), da sie vorher keinen blassen Schimmer von der Materie hatte und das aber nicht geht wenn man mit der Maggi auf Reisen ist ;)



Am naechsten Morgen bzw Nachts um 4h standen wir super ausgeschlafen am Hafen/Bootssteg um mit einer von den Pangas (motorisiertes kleines Boot) ueber den Río Escondido nach Bluefields, unserem naechsten Etappenziel, zu kommen. Am Steg wurden Maggis Hoffnungen auf Dancehalllastige Parties an der Kueste durch 2 Gangstah, die sich ueber Movado und Einstein unterhielten, geweckt (hehe). Allgemein wurde, je naeher wir der Kueste kamen, die Hautpigmentierung der Nicas immer intensiver, genauso wie sich auch der Sprachklang in ein -fuer uns - Kauderwelsch aus Englisch und Spanisch aenderte. Wie wir spaeter herausfanden heisst diese Sprache Criollo (kreolisch), und wird hauptsaechlich von den dunkelhaeutigen Kustenbewohnern gesprochen. Angekommen in Bluefields fanden wir uns in einer komplett anderen Welt wieder als in San Carlos. Unser hart erlerntes Spanisch half uns nicht mehr unbedingt weiter, und selbst das super Texas-Englisch von Esther (war ein Jahr dort) half ihr auch nicht Criollo zu verstehen. Da kam Maggi noch eher mit ihren knappen Patoiskenntnissen klar und konnte brockenweise nachvollziehen, ueber was sich die Bluefileños unterhielten. Da uns vorher erzaehlt wurde, dass in Bluefields die besten Parties stattfinden, machten wir uns gleich am Donnerstag auf Partysuche. Diese endete allerdings traurig in einem voellig dunklem und verlassenen "Club", wobei wir die nette Gesellschaft eines total langweiligen Managuaners (der war ja so bloed...) geniessen durften, der uns genau 2 verschiedene Dinge, diese jedoch ca.50mal, erzaehlte. Wenigstens zahlte er uns die Taxifahrten und auch die Getraenke, zog dann aber beleidigt ab nachdem er letztendlich doch merkte dass wir ihn nicht sooo super interessant fanden :D

Freitag frueh nahmen wir eine weitere Panga zur Laguna de Perlas. Auf der Suche nach ein bisschen Karibikfeeling und Baden fanden wir, ziemlich abgelegen, ein kleines Misquitodorf - Awas. Dort wurden wir sofort von Mr. Orlando abgefangen, der uns stolz seine 2 Heiligtuemer praesentierte: einen Reisefuehrer, in dem er mit seiner Frau abgebildet ist und als Touristenfuehrer fuer Awas empfohlen wird und ein kleines Notizbuechlein, in dem unzaehlige Touristen nette Widmungen und ihren Dank fuer seine Gastfreundschaft und Einfuehrung in ihre Lebensweise niedergeschrieben hatten. Dies erweckte gleich unser Vertrauen, am naechsten Tag wieder zu kommen und sein Angebot, ein bisschen die Misquitokultur und die Lagune kennen zu lernen, anzunehmen. Das Wetter an jenem Tag war uns naemlich nicht gut gesinnt, daher wurde leider nix aus Karibikfeeling und Baden. Stattdessen sassen wir frierend unter einem Blaetterbedecktem Pavillon und unterhielten uns mit ein paar Misquitos, was aber sehr interessant war! Leider haben wir alles was sie uns auf Misquito beigebracht haben wieder vergessen, aber die Sprache hat auch gar nix mit Spanisch zu tun, deswegen darf man uns das nicht uebel nehmen ;) So erzaehlten sie uns zum Beispiel, dass sie vor gerade einmal 3 Jahren Stromzugang in ihre Kommune bekamen und dass sie gegenueber ausserstammlichen Heiraten (besonders mit Chelas) absolut nicht abgeneigt sind, da dies doch bessere Zukunftschancen fuer ihre Kinder und somit ihre Familie bringen wuerde. Aha. Ein Misquito mit Grossvaeterlichen Wurzeln in Jamaica beklagte sein Leid, dass ihm seine 15 beautiful (und er betonte dieses Wort besonders :) Marihuanapflanzen gestohlen wurde, allerdings freute er sich umso mehr darueber, dass die Frau, von der er, kurz bevor wir das Dorf betraten, getraeumt hatte, zufaelligerweise wirklich erschienen war... Er hatte anscheinend doch noch Grasvorraete zur Hand ;)

Am naechsten Morgen trafen wir, puenktlich wie immer (und die Bewohner der Atlantikkueste Nicaraguas sind nach unseren Erfahrungen um einiges puenktlicher als die San Carleños) bei Mr. Orlando ein und wurden mit einem suuuuper leckerem Fruehstueck empfangen. Es war das erste Mal dass wir das typische Pan de Coco der Kueste essen durften - und wir haben in den Tagen danach noch einiges mehr davon verdrueckt :) Ausserdem gab es dazu den besten Fisch den wir jemals gegessen haben, man konnte die Frische und Reinheit einfach wirklich schmecken! Daraufhin paddelte uns Mr. Orlando noch ein bisschen ueber die Lagune, wobei wir Momente absoluten Seelenfriedens fanden und das klare Wasser so sehr wie noch nie ein Element des Lebens symbolisierte und unsere Haut umstreichelte (wow jetzt wirds poetisch...). Mr. Orlando erzaehlte uns davon, dass er mit 15 Jahren dazu gezwungen wurde eine Kriegsausbildung in den USA abzusolvieren, um danach mit den Contras gegen die Sandinisten zu kaempfen. Nachdem wir von der Kanutour zurueckkamen, erwartete uns eine interessante Krebssuppe, die wir leider aus Zeitgruenden nicht mehr ganz aufessen konnten (man braucht viel Zeit um eine Krebssuppe zu essen...). Wir hinterliessen also noch unseren Dank in seinem kleinen Notizbuch und verabschiedeten uns von Mr Orlando. Auf dem Rueckweg belustigte uns ein Misquito-Goldketten-Gangsta, der an uns vorbeigaloppierte und uns mit "Hey sexy Babies" gruesste. Auf irgendeinem Weg dringt die westliche Kultur doch bis in das abgelegenste Misquitodorf durch.

Wieder zurueck in Bluefields machten wir uns erneut (und diesmal erfolgreich) auf Partysuche. Im Allgemeinen konnten wir die Erfahrung machen (was den Warnungen, die wir aus San Carlos mit auf den Weg bekamen, widersprach), dass die Costeños aeusserst hoeflich und zurueckhaltende Zeitgenossen sind (wir sprechen von den maennlichen, die uns in San Carlos doch des oefteren anders begegnen), die erstmal eine Weile brauchen bis sie einen zum Tanzen auffordern (was in San Carlos auch absolut nicht der Fall ist). Trotzdem mussten wir den Abend nicht im Sitzen verbringen ;) Leider war die Party schlagartig vorbei, als die erste "Pelea" (Schlaegerei) begann und die Flaschen flogen. Im Gegensatz zu San Carlos wird hier in diesem Fall wohl noch weniger Ruecksicht auf Aussenstehende genommen und auch des oefteren Waffen gebraucht, sodass die 2 Maedels, die wir kennengelernt hatten, sich schuetzend auf uns stuerzten und sofort aus dem Club zogen.